Das Label EXILE ON MAINSTREAM aus der Mark Brandenburg ist mit einem Dreierpack aus den USA zu Gast im UT Connewitz. "Climax Community" ist der mittlerweile vierte Longplayer des Duo-Projektes DARSOMBRA von Brian Daniloski und Ann Everton aus Baltimore. Bei diversen Besprechungen ihrer neuen CD auf verschiedenen Blogs mussten sie dafür eine gehörige Portion Kritik einstecken. Hier zeigt sich, dass zwischen Live-Erlebnis und Konserve zuweilen ein gewaltiger Unterschied bestehen kann. Brian Daniloski agiert mit seiner Gitarre und einem umfangreichen Arsenal von Effektgeräten auf einer fast leeren Bühne, in deren Hintergrund die von Ann Everton installierten Visuals ablaufen. Den Beginn zelebriert
Daniloski kniend von seinen elektronischen Spielzeugen, zu deren Klängen er mantraartige Gesänge hören lässt. Später erzeugt er mit seiner Gitarre ein Soundgebräu aus Sludge, Doom und Psychedelia. Diese korrespondieren mit den Videotakes und erzeugen damit einen in sich geschlossenen Gesamteindruck, der sich wahrscheinlich nur auf der Bühne realisieren lässt. Bleibt noch die Frage, was war zuerst da? Nach Aussagen der Protagonisten entstehen beide Bestandteile der Show in einem kontinuierlichen Dialog.
Setlist DARSOMBRA: Roaming The Periphery; Green; Thunder Thighs
Auch Ides Of Gemini spielen ihren Set vor bewegten Bildern, die dokumentarische Filmaufnahmen aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigen. Als "Dream Doom" bezeichnen die Musiker ihren sehr individuellen Stil, "Constantinople" heißt ihr Debüt-Album. Die Band besteht aus Sängerin und Bassfrau Sera Timms, wie Schlagzeugerin Kelly Johnston in ein langes weißes Kleid gewandet, sowie J. Bennett an der Gitarre. Im Mittelpunkt steht die Stimme von Sera Timms, eher sparsam und zurückhaltend, aber druckvoll von den anderen Instrumenten unterstützt. Sera Timms´ Gesang, etwas verwandt mit dem von GENEVI%C3%88VE von der kanadischen Düsterband Menace Ruine und dem von Nico nicht weit entfernt, setzt die entscheidenden Akzente zu einer Performance mit vielen melancholischen Untertönen. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Musik langweilig dahinschleppt.
Setlist Ides Of Gemini: The Vessel &; The Stake; Starless Midnight; Slain In Spirit; Resurrectionists; One To Oneness; Reaping Golden; Austrian Windows; Martyrium Of The Hippolyt; Old Believer
Stinking Lizaveta wurde nach einer geistig zurückgebliebenen Romanfigur aus Fjodor M. Dostojewskis Roman "Die Brüder Karamasow" benannt. Aber das Trio, bestehend aus Yanni Papadopoulos (Gitarre), seinem Bruder Alexi (Elektrobass) und der fulminanten Schlagzeugerin Cheshire Agusta erweckt in keinem Moment den Eindruck, nicht auf der Höhe der Zeit zu stehen. 1994 in Philadelphia gegründet, bringen Stinking Lizaveta vom ersten Augenblick an das mittlerweile gut gefüllte UT Connewitz zu Kochen. Das Power Trio - was wörtlich zu nehmen ist - gestaltet sein Programm ausschließlich mit Eigenkompositionen und beschränkt sich, mit Ausnahme einer Gesangseinlage von Labelchef Andreas Kohl, auf Instrumentalmusik. Ihre in ihrer Spieldauer nicht ausufernden Stücke bergen immer Überraschungen in sich und werden mit höchster Kompetenz auf die Bretter gebracht. Man hört selten einen Gitarristen, der den Spirit von Jimi Hendrix dermaßen glaubwürdig reflektiert. Auch Einflüsse von Jeff Beck und Leslie West sind vernehmbar, ohne das der Eindruck entsteht, ein Epigone sei hier am Werk.In dieser Form spielt Yanni Papadopoulos ganze Legionen von Gitarreros an die Wand. Sound und Spielweise von Bassist Alexi Papadopoulos erinnern in ihrer Kompaktheit und Variabilität an Jack Bruce. Dem Ganzen setzt Cheshire Agusta mit ihrem knackigen Schlagzeugspiel das Sahnehäubchen auf. Dem Trio ist anzumerken, dass es seit längerer Zeit zusammen spielt, ein glanzvoller Abschluss eines abwechslungsreichen Konzertabends.
Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch