Hellsongs - Heavy Metal im Folk-Gewand in der Moritzbastei Leipzig

Die schwedische Band Hellsongs aus Göteborg verblüffte die Musikwelt 2008 mit dem außergewöhnlichen Konzept, bekannte Heavy-Metal-Titel in Folklore zu übertragen. Dieser Arbeitsweise sind sie treu geblieben und so präsentieren sie ihre aktuelle CD "Long Live Lounge" ihrem Leipziger Publikum in der dortigen Moritzbastei. Als Support haben sie die kanadische Sängerin Sarah Noni mitgebracht, die als Alleinunterhalterin mit ihrer Gitarre das Programm eröffnet. Ihre musikalischen Bezugspunkte sind unter anderen Judy Collins und Joni Mitchell, der Gesamteindruck wird durch eine Überpräsenz von diversen Loops doch beeinträchtigt. Elektronik ist eben nicht immer der ideale Ersatz für eine Bandbegleitung. Die aktuelle Besetzungggggggggg von Hellsongs
besteht aus My Engström Renman (Vocals, Harmonica), Johan Bringhed (Piano) und Kalle Karlsson (Gitarre). Wie schon erwähnt, das Repertoire der Band besteht ausschließlich aus Covern von bekannten Titeln aus dem Genre Heavy Metal . So beginnen sie das Konzert mit "The Trooper" von Iron Maiden. Schon nach einigen Stücken wird ersichtlich, dass der dem HM-Genre zugrundeliegende bedrohliche und düstere Grundton gewollt oder ungewollt selten beibehalten wird. Zwei Titel von Black Sabbath sind für diese unterschiedliche Umsetzungsweise beispielhaft.

Während "War Pigs" schon im Ansatz erkennbar ist und auch eine gewisse Aggressivität durchschimmert wird "Paranoid" in einen hippieesken, melancholischen Folksong transformiert. Der erste Teil des Auftritts hat einen eher leichten Grundton, je länger das Konzert dauert, desto mehr ist in der gut gefüllten Tonne der Moritzbastei Party angesagt. Während sich Pianist Johan Bringhed meistens im Hintergrund hält, schmeißt Kalle Karlsson mit seinen Ansagen und vor allem mit seinem rhythmischen Gitarrenspiel den Laden. Während in Sachsen bekanntlich die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen, scheint Skandinavien über ein gewaltiges Reservoir von talentierten Sängerinnen zu verfügen.

Die Frontfrau My Engström Renman bringt die richtige Stimme für die sehr emotionalen Stücke mit und bereichert ihren Gesang mit punktuellem Harmonikaspiel. Nachdem im ersten Teil der Zugabe nochmal richtig abgefeiert wird, bildet das wunderschöne "Run To The Hills"den Abschluss und musikalischen Höhepunkt.

Die Setlist: The Trooper (Iron Maiden); Stand Up And Shout (Ronnie James Dio); Seek And Destroy (Metallica); The Evil That Men Do (Iron Maiden); War Pigs (Black Sabbath); School´s Out (Alice Cooper); Walk (Pantera); Paranoid (Black Sabbath); Youth Gone Wild (Skid Row); Skeletons Of Society (Slayer); Sin City (AC/DC); 10.000 Lovers (TNT); Run To The Hills (Iron Maiden)

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

God Is An Astronaut im Werk 2 Leipzig

Irland und Rockmusik, wer darüber nachdenkt, dem fallen auf Anhieb eine ganze Menge Musiker und Bands ein, die Geschichte geschrieben haben oder heute noch schreiben. In dieser reichhaltigen Musikszene, vorrangig auf Blues- und Folktradition basierend, haben sich die 2002 gegründeten God Is An Astronaut in den letzten Jahren etabliert und konnten sogar Chart-Erfolge feiern. Dabei fallen sie musikalisch doch etwas aus dem Rahmen, Irland ist nicht gerade die Brutstätte des Post Rock. Nun stehen sie im Leipziger Werk 2 auf der Bühne und schon die ersten Takte offenbaren, dass es ein sehr intensives Hörerlebnis werden wird. Nun haben wie in
allen Stilarten des Rock auch im Post Rock gewisse Klischees herausgebildet. So verbinden sich oft sehr harmonische Melodien mit Steigerungen, bei denen zumeist mehrere Gitarren ordentlich losbrettern.

God Is An Astronaut in der Besetzung Torsten Kinsella (Vocals, Guitars, Keyboards), Niels Kinsella (Bass, Guitars), Jamie Dean (Keyboards, Synthesiser), Gazz Carr (Guitar) und Lloyd Hanney (Drums) machen da zuerst keine Ausnahme. Bei genauerem Hinhören merkt der aufmerksame Zuhörer jedoch, dass im Hintergrund die irische Folklore eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Das Programm besteht hauptsächlich aus Titeln ihres 2013er Albums "Origins", das auf dieser Tournee den Fans vorgestellt wird. Die Stücke ufern in der Länge nicht aus, wirken daher auch in ihrer Umsetzung sehr kompakt und konzentriert. Die Keyboards werden geschickt in von den Gitarren dominierten Sound integriert. Es ist offensichtlich, dass God Is An Astronaut sich in den letzten Jahren in die obere Liga des Post Rock gespielt haben und so beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Setlist: Weightless; Transmissions; All Is Violent, All Is Bright; Reverse World; Fragile; Exit Dream; Forever Lost; Echoes; Signal Rays; Fire Flies and Empty Skies; Spiral Code; From Dust to the Beyond; Calistoga; The Last March; Suicide by Star; Red Moon Lagoon; Route 666

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

Gothic Meets Classic im Haus Auensee Leipzig

Das Festival Gothic Meets Classic hat sich mittlerweile zu einem Event entwickelt, zu dem sich schwarzgekleidete Fans aus ganz Deutschland und auch Europa auf den Weg machen. An zwei Abenden werden Bands präsentiert, die im weitesten Sinne zur Gothic-Szene gehören. Den Auftakt macht ein Konzertabend im Haus Auensee, bei der die Musiker pur, das heißt, ohne symphonische Begleitung auftreten. Am folgenden Abend im Gewandhaus Leipzig können drei Bands ihre Musik mit einem klassischen Klangkörper verstärken. Vor dem Haus Auensee herrscht schon vor dem ausverkauften Konzert ein reges Treiben, man sieht, dass jede der auftretenden Bands ihre speziellen Fans angelockt hat.
Die Auftrittszeiten sind verhältnismäßig eng bemessen, gilt es doch, fünf Acts mehr oder weniger pünktlich durch den Abend zu lotsen. Und das gelingt auch hervorragend, wozu natürlich eine absolut professionell agierende Technikcrew beiträgt.

Als erste stehen pünktlich die von Sänger und Gitarrist Chris "The Lord" Harms gegründeten Lord Of The Lost auf den Brettern und heizen dem Saal ein. Harms hat seine Wurzeln im Glam Rock, was nicht zu überhören ist. Angereichert wird das Ganze mit Elementen aus Dark Metal und Gothic. Chris Harms weiß als Frontmann zu überzeugen und auch die Band beherrscht ihr Handwerk. Allerdings ist stilistische Vielfalt nicht unbedingt die große Stärke von Lord Of The Lost, gerade zum Ende hin wiederholt sich so einiges. Funker Vogt ist der Name eines Trios aus Hameln, das sich im Bereich des brachialen Electro Pop etabliert hat. Der Bandname wurde von einem Freund namens Vogt entliehen, der bei der Bundeswehr als Funker zugange war. Inhaltlich setzen sich die Musiker mit Themen wie Gewalt und sozialen Ungereimtheiten auseinander, was sie aber nicht davon abhält, mit recht eingängigen Titeln die Tanzlust des Publikums anzustacheln.

Mit deutschen Texten, die voller Ironie und Satire sind, haben Oomph! schon einige Mainstream-Medien herausgefordert und verstört. Bis auf Sänger Dero kommt das Quartett aus Wolfsburg in schicken Matrosenanzügen daher. Dero als Anheizer lässt nach und nach seine Maskierung fallen. Ihre Songs werden ab und an durch Blockbuster wie "We Are The The Champions" von Queen eingeleitet. Ihr druckvoller Stil ist von Electronics und Industrial geprägt, aber durchaus eingängig.

Mit den norwegischen Combichrist begegnet uns der abgefahrenste Act der Abends. Sänger Andy LaPlegua ist von Beginn an sehr präsent und stapft wie ein Troll während des gesamten Konzerts auf der Bühne hin und her. Drummer Joe Letz entpuppt sich als wahrer Haudrauf, Gitarrist Abbey Nex begleitet seine Riffs mit einer Mimik, die sehr an die Maske aus Wes Cravens "Scream" erinnert während sich Keyboarder und Perkussionist Gregory Steward (Z Marr) etwas mehr zurückhält. Das Highlight "Blut Royale" könnte fast als Cover von "London Calling" von the Clash durchgehen, kommt aber weitaus martialischer und mit entschieden mehr Druck rüber. Den Abschluss bilden die mittlerweile fast schon zur Institution gewordenen Subway To Sally mit ihrem metallischen Folk. Da ist viel Pose und viel Routine im Spiel, aber egal, den Fans gefällt es.<

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

Günter Adler - Perfekter Jazz mit hohem Unterhaltungsfaktor im Liveclub Telegraph

Wer, zum Teufel, ist Günter Adler? Erst in der Mitte des zweiten Sets bringt Rudi Mahall Licht in das Dunkel - der besagte Günter ist ein vom Publikum frustrierter Alleinunterhalter, der seine Kompositionen nun von anderen Musikern spielen lässt. Er selbst mag nicht mehr auf die Bühne. So weit, so gut, solche humoristischen Einlagen zwischen den Titeln sorgen bei der Zuhörerschaft für eine entspannte Stimmung, die der exzellent vorgetragenen Musik einen fruchtbaren Boden bietet.

Günter Adler ist der Name eines in Berlin ansässigen Quartetts, das sich aus renommierten Jazzmusikanten zusammensetzt. Dazu gehören Rudi Mahall an der Klarinette und Bassklarinette, Daniel Erdmann
am Tenorsaxophon, Johannes Fink am Kontrabass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug. Unter diesem Namen ist die Band seit dem Jahr 2000 aktiv, alle Beteiligten arbeiten aber noch in diversen anderen Projekten. In diesem Zusammenhang tauchen immer wieder der Name der japanischen Pianistin Aki Takase und die Beschäftigung mit dem Werk von Eric Dolphi und Thelonius Monk auf. Hieraus scheinen viele musikalische Inspirationen der Band zu kommen. Da ist keine überflüssige Note zu hören, das Zusammenspiel der Musiker ist auf das Feinste aufeinander eingespielt, moderner Jazz in Perfektion.

Besonders beeindruckend ist, wie der Sound der beiden Bläser in manchen Passagen zu einem homogenen Ganzen zusammenschmilzt. Das Konzert besteht aus zwei Sets, im ersten Teil bekommen die Zuhörer die Gelegenheit, bei der Titelsuche behilflich zu sein. Daraus resultiert eine nicht ganz ernste Diskussion darüber, ob denn "Die Schmach von Cordoba" oder der "Triumph von Cordoba" als Titel eines Stückes angemessen erscheint. In der Programmankündigung des Berliner Jazzkeller 69 stand: "... sollte man dieses einmalige Konzert-Erlebnis auf keinen Fall verpassen!". Dem kann man nur vorbehaltlos zustimmen.

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

DARSOMBRA, Ides Of Gemini, Stinking Lizaveta - Trio Infernale

Das Label EXILE ON MAINSTREAM aus der Mark Brandenburg ist mit einem Dreierpack aus den USA zu Gast im UT Connewitz. "Climax Community" ist der mittlerweile vierte Longplayer des Duo-Projektes DARSOMBRA von Brian Daniloski und Ann Everton aus Baltimore. Bei diversen Besprechungen ihrer neuen CD auf verschiedenen Blogs mussten sie dafür eine gehörige Portion Kritik einstecken. Hier zeigt sich, dass zwischen Live-Erlebnis und Konserve zuweilen ein gewaltiger Unterschied bestehen kann. Brian Daniloski agiert mit seiner Gitarre und einem umfangreichen Arsenal von Effektgeräten auf einer fast leeren Bühne, in deren Hintergrund die von Ann Everton installierten Visuals ablaufen. Den Beginn zelebriert
Daniloski kniend von seinen elektronischen Spielzeugen, zu deren Klängen er mantraartige Gesänge hören lässt. Später erzeugt er mit seiner Gitarre ein Soundgebräu aus Sludge, Doom und Psychedelia. Diese korrespondieren mit den Videotakes und erzeugen damit einen in sich geschlossenen Gesamteindruck, der sich wahrscheinlich nur auf der Bühne realisieren lässt. Bleibt noch die Frage, was war zuerst da? Nach Aussagen der Protagonisten entstehen beide Bestandteile der Show in einem kontinuierlichen Dialog.

Setlist DARSOMBRA: Roaming The Periphery; Green; Thunder Thighs

Auch Ides Of Gemini spielen ihren Set vor bewegten Bildern, die dokumentarische Filmaufnahmen aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigen. Als "Dream Doom" bezeichnen die Musiker ihren sehr individuellen Stil, "Constantinople" heißt ihr Debüt-Album. Die Band besteht aus Sängerin und Bassfrau Sera Timms, wie Schlagzeugerin Kelly Johnston in ein langes weißes Kleid gewandet, sowie J. Bennett an der Gitarre. Im Mittelpunkt steht die Stimme von Sera Timms, eher sparsam und zurückhaltend, aber druckvoll von den anderen Instrumenten unterstützt. Sera Timms´ Gesang, etwas verwandt mit dem von GENEVI%C3%88VE von der kanadischen Düsterband Menace Ruine und dem von Nico nicht weit entfernt, setzt die entscheidenden Akzente zu einer Performance mit vielen melancholischen Untertönen. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Musik langweilig dahinschleppt.

Setlist Ides Of Gemini: The Vessel &; The Stake; Starless Midnight; Slain In Spirit; Resurrectionists; One To Oneness; Reaping Golden; Austrian Windows; Martyrium Of The Hippolyt; Old Believer

Stinking Lizaveta wurde nach einer geistig zurückgebliebenen Romanfigur aus Fjodor M. Dostojewskis Roman "Die Brüder Karamasow" benannt. Aber das Trio, bestehend aus Yanni Papadopoulos (Gitarre), seinem Bruder Alexi (Elektrobass) und der fulminanten Schlagzeugerin Cheshire Agusta erweckt in keinem Moment den Eindruck, nicht auf der Höhe der Zeit zu stehen. 1994 in Philadelphia gegründet, bringen Stinking Lizaveta vom ersten Augenblick an das mittlerweile gut gefüllte UT Connewitz zu Kochen. Das Power Trio - was wörtlich zu nehmen ist - gestaltet sein Programm ausschließlich mit Eigenkompositionen und beschränkt sich, mit Ausnahme einer Gesangseinlage von Labelchef Andreas Kohl, auf Instrumentalmusik. Ihre in ihrer Spieldauer nicht ausufernden Stücke bergen immer Überraschungen in sich und werden mit höchster Kompetenz auf die Bretter gebracht. Man hört selten einen Gitarristen, der den Spirit von Jimi Hendrix dermaßen glaubwürdig reflektiert. Auch Einflüsse von Jeff Beck und Leslie West sind vernehmbar, ohne das der Eindruck entsteht, ein Epigone sei hier am Werk.In dieser Form spielt Yanni Papadopoulos ganze Legionen von Gitarreros an die Wand. Sound und Spielweise von Bassist Alexi Papadopoulos erinnern in ihrer Kompaktheit und Variabilität an Jack Bruce. Dem Ganzen setzt Cheshire Agusta mit ihrem knackigen Schlagzeugspiel das Sahnehäubchen auf. Dem Trio ist anzumerken, dass es seit längerer Zeit zusammen spielt, ein glanzvoller Abschluss eines abwechslungsreichen Konzertabends.

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch
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