Für heute ist Stoner Rock mit einer gehörigen Prise Doom im Doppelpack im Conne Island angesagt. Den Anfang machen A Storm Of Light aus New York. Ihre letzte Produktion "Forgive Us Our Trespasses" ist quasi eine Art Programmmusik, die sich mit dem Buch "Die Welt ohne uns" des amerikanischen Autors Alan Weisman auseinandersetzt. Dieser beschreibt darin die Fiktion, wie die Erde sich nach dem Verschwinden des Menschen entwickeln könnte und den weiteren Bestand seiner zivilisatorischen Hinterlassenschaften. Die von Beginn an vorherrschenden Töne sind düster und aggressiv, begleitet werden sie von einer adäquaten Lightshow.
Nachdem uns einige Jahre speziell bei Konzerten auf
den großen Bühnen Videowände mit den Porträts der Agierenden als Hintergrund begleiteten, greifen in letzter Zeit immer mehr Bands auf das Stilmittel der mit der Musik korrespondierenden Lightshow zurück. Nach der überzeugenden Show von A Storm Of Light füllt sich der Raum nach der obligatorischen Umbaupause in Erwartung von Sleep, der Band aus dem kalifornischen Oakland.
Hinzu kam natürlich ihre Bereitschaft, ihre Lautstärke bis zu einer selbstmörderischen Dezibelzahl aufzudrehen. Ihre unentwegten, donnernden Bluesattacken passten natürlich an besten zu einer Festival-Menschenmasse sonnengedörrter Rockfans oder auch in Clubs, die mit Leuten prall voll gestopft waren, welche in den folgenden drei Tagen keine Verpflichtungen wahrzunehmen hatten." (x) Dieses Zitat von Neil Nixon bezieht sich mitnichten auf Sleep, sondern auf Mountain, einer der Bands neben Black Sabbath und Blue Cheer, denen eine gewisse Rolle als Paten der 1990 gegründeten Sleep zu zustehen ist, und könnte sich auch auf diese beziehen.
Der wummernde Bass von Al Cisneros, von seiner Statur her an den frühen Leslie West erinnernd, wird krachend unterstützt von Jason Roeder´s knochentrockenen Drums, die famose Gitarre von Matt Pike tut ihr übriges. Obwohl schon vorher ein satter Sound den Raum erfüllte, werden jetzt auf die Lautstärker noch einige Dezibel draufgetan.
Ihr Konzert eröffnen Sleep mit einem Ausschnitt aus "Dopesmoker", neben "Jerusalem" eines ihrer früheren Monsterwerke. Zu den weiteren Titeln gehören "Dragonaut", "Sonic Titan" und "Antarcticans Thawed". Doom hat die Eigenart, oft mit tiefer gestimmten Instrumenten gespielt zu werden. Manchmal laufen auch die Gitarren über Bassverstärker.
Die Stücke haben eine gewisse epische Breite, gemessen an ihrer Länge werden relativ wenige musikalische Informationen vermittelt. Das hat den Effekt, dass sie in Verbindung mit dem gewaltigen Volumen des Sounds eine suggestive Wirkung entfalten. Dazu kommt auch hier die Unterstützung durch auf eine sich im Bühnenhintergrund befindende Leinwand projizierte, thematisch assoziierte Videoclips. Sleep ist bekannt für seine textliche Beschäftigung mit religiösen Themen und auch den Erfahrungen mit Cannabis. Der Titel "Dopesmoker" sei Beleg dafür, mir einem weiteren, längeren Auszug aus dem im Original mehr als einstündigen Werk endet ein faszinierender Abend.
(x) Rough Guide Rock, Herausgeber Peter Buckley, Verlag J.B. Metzler, 2004
Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch