Crippled Black Phoenix - Intensives Sounderlebnis im UT Connewitz

Das UT Connewitz verwöhnt in regelmäßigen Abständen Musik-Freaks, deren Geschmack weitab des Mainstreams angesiedelt ist, mit außergewöhnlichen Leckerbissen. Erinnert sei u.a. an die phantastischen Konzerte mit Sunn O))), NoMeansNo, Ufomammut, Boris und Jesse Sykes &; The Sweet Hereafter. Und jetzt: Crippled Black Phoenix aus Great Britain. Der etwas verspätete Beginn erhöht bei den Zuhörern im gut gefüllten Saal mit seiner etwas morbiden Ambiente (viele Musiker lieben die Location) die Spannung auf das Kommende. Und die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht. "Troublemaker" beginnt mit einer gesprochenen Passage, die von wuchtigen Akkorden abgelöst wird. Dann setzt die Stimme von Joe Volk, an
David Gilmour erinnernd, ein. Das geschieht auf einem Soundteppich, dem der Einfluss von Pink Floyd anzuhören ist. Um dieses Gerippe ranken sich Arrangements, die am ehesten dem NeoProg zuzuordnen sind. Doch Crippled Black Phoenix lassen sich nicht darauf reduzieren, ihre Musik passt einfach in keine Schublade.

Das Programm setzt sich hauptsächlich aus Titeln der Alben "A Love of Shared Disasters", "200 Tons Of Bad Luck", und "I,Vigilante" zusammen. Dazu kommen drei neue Titel von ihrer noch nicht veröffentlichen neuen CD.

Im weiteren Verlauf des Konzerts reiht sich Highlight an Highlight. Beim Journey-Cover "Of A Lifetime" zeigt die Nachfolgerin von Daisy Chapman (konzentriert sich auf ihre Solokarriere), dass sie auf diesem Level durchaus bestehen kann. Auch der neue Drummer überzeugt (verdammt, ihre Namen sind nirgendwo auffindbar). "We Forgotten Who We Are" beginnt mit einem Piano-Intro, die Fortsetzung ist ein Arrangement auf einem vertrackten Rhythmusmuster mit anschließenden rockigen Teilen, die in ein Gitarrensolo von Karl Demata münden.

Das Ende des offiziellen Teils wird von "Burnt Reynolds" eingeläutet, wie bei anderen Konzerten lässt sich das Publikum gern zum Mitsingen des hymnenartigen Schlussteils animieren. Zum Beginn der Zugabe zeigen Crippled Black Phoenix mit "Bella Ciao" ein Beispiel ihres abgefahrenen Humors, siehe "Burning Bridges" auf "I,Vigilante". Danach werden noch einmal alle Register gezogen, ihr Longplayer " Time Of Ye Life/Born for Nothing/Paranoid Arm of Narcoleptic Empire" kommt zur Aufführung. Hier wird erneut die Vielseitigkeit der siebenköpfigen Band und ihr außergewöhnliches Zusammenspiel demonstriert. Das über zweistündige Konzerterlebnis mit einer sichtlich gut aufgelegten Band klingt mit elektronischen Keyboardklängen langsam aus.

Die Setlist: Troublemaker; Fantastic Justice; Goodnight Europe; Song For The Loved ; The Brain/Poznan; Of A Lifetime; The Heart Of Every Country; Release The Clowns; 444; We Forgotten Who We Are; Rise Up &; Fight; Burnt Reynolds; Bella Ciao; Time Of Ye Life/Born for Nothing/Paranoid Arm of Narcoleptic Empire

ext und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

Christy & Emily in der Leipziger naTo

Es gibt unzählige Musiker und Bands, die begleitet von einer kleinen, aber treuen Fangemeinde in kleineren Clubs spielen. In ihre CD- und Vinylveröffentlichungen stecken sie viel Arbeit, Können und Liebe. Mit Lust an Experimenten erarbeiten sie sich eine eigene musikalische Identität, in der noch keine Routine vorherrscht. Da die meisten Musik machen, der mit dem Mainstream wenig zu tun hat, haben bis auf Ausnahmen die großen Musik- und Medienkonzerne wenig Interesse, sie zu fördern. Wäre diese lebendige Szene nicht vorhanden, bestände unser Musikkosmos aus einem ziemlich faden Eintopf. Die zur Indieszene gehörenden Musiker kann man also mit allem Fug und
Recht als das Salz in der Suppe unserer täglichen Musikkultur bezeichnen. Wichtiger Bestandteil dieser "alternativen" Szene sind die vielen Clubs, die mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern unter sich immer mehr verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen Auftrittsmöglichkeiten ermöglichen und damit zu einer farbigen Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten beitragen.

In der Leipziger naTo kann man eine Band erleben, die fast exemplarisch dafür steht.Das aus Brooklyn/New York City stammende Duo Christy & Emily besteht aus Christine Edwards (Piano, E-Piano, Vocals) und Emily Manzo (E-Gitarre, Vocals), die sich für die letzten Studioaufnahmen und die gegenwärtige Europatournee mit Kristin Mueller (Drums) und Peter Kerlin (E-Bass) verstärkt haben. Das Duo bezieht seine Inspirationen aus vielen Quellen. Ähnlich wie mancher Starkoch, der aus anscheinend nicht kompatibel erscheinenden Zutaten dennoch eine schmackhafte Mahlzeit zaubert, verschmelzen Christy &; Emily Einflüsse wie die Velvet Underground, Eric Satie, amerikanischen Garagenrock, kalifornische Psychedelic, Brian Eno, die klassische Moderne und Folk, um nur einige wichtige zu nennen, zu einem faszinierenden Sounderlebnis. Etwas anders, als auf den im Studio mit Joachim Irmler von der Krautrock-Legende Faust produzierten Alben klingen Christy &; Emily live etwas direkter. Christy spielt eine geradlinige Gitarre, oft mit psychedelischen Klängen angereichert.

Emily, die sich auch mit konzertanten Aufnahmen zeitgenössischer Klassik einen Namen gemacht hat, steuert oft zarte und leicht schwebende Töne ihrer Tasteninstrument zu den einzelnen Titeln bei. Die Kombination daraus ergeben Stücke, deren Anlage einerseits als durchaus eingängig genannt werden kann, die aber immer einen latenten melancholischen Unterton behalten. Der Satzgesang ist harmoniert mit dem instrumental Background, man wird aber nie mit Klangbrei zugekleistert.

Die Rhythmussektion passt sich nahtlos in das Gefüge ein und setzt auch eigene Akzente. Zur Zugabe, die aus zwei Stücken besteht, erscheinen Christy & Emily allein auf der Bühne. Passenderweise beschließt "Goodnight, Irene" den Abend.

Die Setlist: Rolling Ocean; Firefly; Gueen´s Head; Lover´s Talk; Beast; Green Lady; Airport; kings And Monsters ; Something Easy; Strange; Thunder And Lightning; Brule; Bells; Japanese T-Shirt; Good Night, Irene

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

3 Brave Souls feat. Dwight Trible - Unter der Haut im Quasimodo Berlin

Um 1970 war der RIAS-Treffpunkt für viele Jugendliche aus der DDR eine der von offizieller Seite nicht gerade gerne gesehenen Möglichkeiten, sich über aktuelle Entwicklungen in der internationalen Pop- und Rockwelt zu informieren. In den Sendungen wurden auch immer wieder Veranstaltungstipps zu diversen Konzerten gegeben. Hier tauchte an exponierter Stelle der Name eines Clubs in der Berliner Kantstraße namens Quasimodo auf und weckte den zu dieser Zeit etwas unrealistischen Wunsch, in dieser Location einmal live eine der damals angesagten musikalischen Attraktionen erleben zu können. Kurz gesagt, das Quasimodo hatte auch im Osten einen gewissen Kultstatus. Das Quasimodo ist seit Ende
der 1920er Jahren eine Institution in Sachen Jazz, im damaligen Delphi-Palast konnten die Swingtänzer dort ihrer Leidenschaft frönen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden im Delphi-Keller unter provisorischen Bedingungen wieder Konzerte veranstaltet, ab ca. 1967 lief der Laden unter dem Namen "Quartier des Quasimodo" und hatte eine Vielzahl von Stars aus der Jazz und Rockszene zu Gast. Davon künden auch viele Fotos an den Wänden des behaglichen Ortes.

Am heutigen Abend betreten nach einer strapaziösen Anreise (alle Flüge von Düsseldorf nach Berlin wurden wetterbedingt gecancelt, die Bahn blieb als einzige Alternative) die 3 Brave Souls aus den USA die Bühne. Hierbei handelt es sich um eine Formation, in der sich ursprünglich drei ehemalige Mitstreiter von Miles Davis zusammenfanden. Das Gründungsmitglied, des Bassist Darryl Jones ist nicht dabei, auf die Frage, ob es mit den derzeitigen Aktivitäten der Rolling Stones zu tun hätte, bekommt man ein vielsagendes Lächeln zur Antwort.

Zu John Beasley (Keyboards) und Ndugu Chancler (Drums) gesellt sich heute Jimmy Haslip (E-Bass). John Beasley arbeitete u.a. mit Chaka Khan, James Brown, Steely Dan und über acht Jahre mit Freddie Hubbard zusammen. 1989 tourte er mit Miles Davis. Die bekanntesten Aufnahmen unter Mitwirkung von Ngugu Chancler dürften sich auf Michael Jacksons "Thriller" - Album befinden. Auf einer langen Liste von Studioaufnahmen und Tourneen mit ihm befinden sich Santana, Miles Davis, Herbie Hancock, George Duke und Weather Report.

Bassist Jimmy Haslip ist Gründungsmitglied der Yellowjackets. Er trat auch als Begleiter u.a. von Al Jarreau, Crosby, Stills and Nash, George Duke, und Bill Evans in Erscheinung. Das Trio bewegt sich in seinen instrumentalen Programmteilen im Spannungsfeld zwischen funkiger Roots Music und Fusion. Das ist alles sehr kraftvoll und präzise, lässt aber auch viel Platz für sehr feinfühlige Momente. Hier haben sich drei Virtuosen gefunden, die sich untereinander auch die nötigen Freiräume geben. Beeindruckend ist besonders die Schlagzeugarbeit von Ndugu Chancler, der Power mit Emotionalität aufs Beste miteinander verbindet. Nicht nur eine Ergänzung zu den Dreien ist der in unseren Breiten weitestgehend zu Unrecht unbekannte Sänger Dwight Trible. Der enorm vielseitige Vokalist demonstriert Virtuosität, Musikalität und improvisatorischen Fähigkeiten in höchstem Maße. Das alles wird mit lebendiger Gestik und Mimik unterstrichen.

Zu Gehör kommt auch Nina Simones "Backlash Blues". Hier zeigt sich, dass auch in heutigen Zeiten gute Unterhaltung mit gesellschaftlichen Aussagen sehr gut korrespondieren kann. Ein abwechslungsreicher und anspruchsvoller Abend wird mit Billie Holidays "Strange Fruit" als letzter Zugabe gekrönt, Gänsehautmusik pur.

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

The Brogues - Celtic Rock Circus im Werk 2 Leipzig

Die Firma TicToys brachte vor einem Jahr ein pfiffiges Spielzeug namens Ticayo auf den Markt. Zur Feier des Tages veranstaltet sie in der Halle D von Werk 2 den Ticayo Birthday Bash. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Birthday Party sollen The Brogues mit ihrem "Celtic Rock Circus" aus den Thüringer Highlands (verdammt, wo liegen die überhaupt ?) leisten. Nach einer Doku über die Herstellung des Ticayo in verschiedenen sächsischen Orten kommen die The Brogues zum Zuge. Paul Kühn (Vocals, Violin), Tony Ramenda (Drums, Perc), Roger Witte (Bass, Vocals), Maik Wetzel (Guitars, Vocals) und Kalle Barner (Guitars, Mandolin, Vocals) haben sich
der irischen und schottischen Folklore verschrieben und beginnen gleich mit einem stimmungsvollen, von Perkussionsinstrumenten begleiteten, Stück auf der rot ausgeleuchteten Bühne.

Dann folgt eine Reihe von Liedern von der irischen Whiskeyfront bei denen vor allem Paul Kühn mit seinem furiosen Violinspiel begeistert. Das soll aber nicht etwa heißen, dass sich die anderen Bandmitglieder verstecken müssten. Sie brillieren bei Klassikern wie "Finnegan", "Mick McGuire" und "Drink The Night Away", die schnell die Geburtstagsgäste zum Tanzen animieren. Auch Ausflüge in die Welt der Balladen wie "Cod Liver Oil" und des A-Capella-Gesangs werden unternommen. Die meisten Musiker der Brogues haben Erfahrungen in anderen Rock- bzw. Punkbands sammeln können. Diese fließen unmittelbar in ihre frischen, knackigen Interpretationen ein und verleihen ihnen viel Power.

"The Devil´s Own Invention" heißt die aktuelle CD von The Brogues, nach einer guten Stunde weiß jeder im Saal, dass sie wirklich teuflisch gute Musik machen. Bleibt noch eine offene Frage: Nach kurzer Suche erfährt man, die Thüringer Highlands liegen nicht im Thüringer Wald sondern in Bohra bei Schmölln.

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch

Black Label Society im Werk 2 Leipzig

Der Veranstalter hat das Konzert kurzfristig in die kleinere Halle D von Werk 2 verlegt, die dann auch richtig gut mit den headbangenden Fans von Zakk Wyldes Heavy-Metal-Band Black Label Society gefüllt ist. Zum Opening spielen zwei Bands aus dem gleichen Genre, deren Identität sich bei allem Bemühen nicht lüften lässt. Ihre Gigs, handwerklich gut rübergebracht, bringen nicht unbedingt neue Erkenntnisse, zu sehr bewegen sie sich auf ausgetretenen Pfaden. Dann erfolgt eine längere Umbaupause, die Bühne ist mit einem riesigen Banner der Black Label Society verhüllt, so dass Details nicht zu erkennen sind. Zu den Klängen von Black Sabbath´s "Iron
Man" fällt der Vorhang und Zakk Wylde, mit einem imposanten Kopfschmuck als Indianerhäuptling angetan, sofort im Mittelpunkt des Geschehens, das mit "Crazy Horse" ins richtige Fahrwasser gerät. Zakk Wylde verdiente sich zwischen 1987 und 2010 seine Brötchen als Gitarrist von Ozzy Osbourne, der ihn auch entdeckte. Dazwischen liefen auch mehrere Soloprojekte von Zakk Wylde, zu denen auch die Black Label Society gehörte und als einziges gegenwärtig präsent ist.

Die Bühne ist mit den Insignien des Heavy Metal ausstaffiert, Totenschädel und Grabkreuze geben dem Ort des Geschehens eine morbide Note. Passend dazu ist das Outfit der Band, aus John DeServio (Bass), Nick Catanese (Rhythmusgitarre) und Chad Szeliga (Schlagzeug) bestehend. Der Sound orientiert sich sehr an Ozzy Osbourne´s Black Sabbath, der stilprägenden Band des Heavy Metal. Einflüsse von Südstaaten-Rock a la Allman Brothers Band und Lynyrd Skynyrd sind nicht zu überhören. Der Heavy Metal wird nicht gerade neu erfunden, aber der Auftritt der Black Label Society bringt doch eine gewisse Frische mit sich.

Zakk Wylde, ein Kerl wie ein Bär, dessen Markenzeichen Gitarren mit Bullseye-Design sind, zelebriert gegen timte des Konzerts noch ein ausgedehntes Gitarrensolo, ob man das heute noch unbedingt braucht, sei dahingestellt. Mit "Stillborn" beschließtdie Black Label Society ihre Performance, die durch ihre Geradlinigkeit und einen krachenden Sound geprägt war.

Die Setlist: Crazy Horse; Funeral Bell; Bleed for Me; Demise of Sanity, Overlord; Parade of the Dead; In This River; Fire it Up; Guitar Solo; Godspeed Hell Bound; The Blessed Hellride; Suicide Messiah; Concrete Jungle; Stillborn

Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch
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