Euzen haben sich mit einigen Auftritten beim Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt auf sich aufmerksam gemacht. Nun konnte man sie auch im Leipziger UT Connewitz zur Vorstellung ihrer neuen CD "Sequel" live erleben. Bevor es soweit ist, gab die Band Omdulö aus dem thüringischen Altenburg ihre Visitenkarte ab. Die fünf Bandmitglieder kombinieren Mittelalterliches, Folk und Keltisches mit einer Prise Weltmusik. Entsprechend reichhaltig ist die Instrumentierung, dazu gehören Flöten, Maultrommel, Irish Bouzouki, Drehleier, Nyckelharpa, Akustikgitarre, Bodhran, verschiedene Perkussionsinstrumente und sogar ein Didgeridoo. Omdulö bringen ihre Musik, die aus Traditionals und Eigenkompositionen besteht, gekonnt an. Besonders der Satzgesang besticht durch Präzision und
schöne Stimmen. Experimentelle Elemente werden eher sparsam eingesetzt. Der Aufbau des Programms erscheint manchmal etwas beliebig. Die Hinweise auf besonders lustige Stellen hat die Band gar nicht nötig, ich glaube, das kann sie den tümmelnden Kollegen überlassen.
Euzen, in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen beheimatet, besteht aus der norwegischen Sängerin Maria Franz und den dänischen Kollegen Christopher Juul (Keyboards/Gesang), dessen Vater Harald Juul (E-Gitarre), Jon Pold (Bass/Gesang) und Kristian Uhre (Schlagzeug). Christopher Juul, der auch musikalischer Kopf von Euzen ist, muss gleich zu Beginn des Konzerts die Hiobsbotschaft überbringen, dass Maria Franz Probleme mit ihrer Stimme hat. Der Opener "Velje" beginnt mit Loops von Maria Franz´ Stimme, die im weiteren Fortgang auf subtile und raffinierte Art mit ihrem Livegesang verknüpft werden. Anders als auf ihrer Studioproduktion wird beim Konzert auf zusätzliche Instrumente verzichtet. Das tut der Qualität aber beileibe keinen Abbruch, Christopher Juul hat ein riesiges Arsenal an elektronischen Effekten zur Verfügung. Mit den Klängen einer Spieldose (fast schon ein Markenzeichen von Euzen) beginnt "Glitch". Trotz ihrer stimmlichen Misere überzeugt Maria Franz mit ihrer gesanglichen Performance, die durch tänzerische Akzente ergänzt werden.
Die gespielten Stücke bewegen sich in ihrer Länge im herkömmlichen Format, Longplayer sucht man vergebens. Der Kern der Musik ist im Neoprog angesiedelt, es wird aber darauf verzichtet, nur Versatzstücke aneinanderzufügen. Die ideenreiche Arrangements von Christopher Juul und die ausdrucksstarke Stimme ergänzen sich vorzüglich. Das Ergebnis ist ein Sound, der auf einer eigenen Identität beruht.
Nach ungefähr der Hälfte der Zeit muss Maria Franz dann passen, trotz Pillen geht mit ihrer Stimme nichts mehr. Dafür kommt die Ankündigung, nun etwas zu chillen. Hier zeigt sich auf markante Weise, dass Euzen im Progrock-Bereich angesiedelt ist. Jetzt wird ohne größere Schnörkel losgebrettert. Dann kommt wieder die Spieldose und eine Tänzerin mit Glaskugel nimmt teil an der Performance. Das Szenario erinnert an den Film von Federico Fellini "Casanova", in dem der alternde Casanova von der mechanischen Puppe Rosalba verzaubert wird. Nach diesem Intermezzo geht der Abend mit mehreren Instrumentaltiteln zu Ende. Man kann sicher sein, in Zukunft von Euzen noch viel zu hören und vielleicht die eine oder andere Überraschung zu erleben.
Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch