Kindheit war, wo ich gehorchte. Im Äußern bleiben. Ohne zu wissen, wie Jungen sich aufeinander einlassen. Ich wusste nicht einmal, dass ich mich sehnte nach Jungen. Seit kurzem wohnt Erdmann in München und bedient in der Kneipe SEGENSREICH, wo er zwischen Jungen und Stammgästen zu vermitteln lernt. Jacqueline steht hinter einer Rezeption, im Hotel, wo sie sich vor allem nach Ruhe sehnt. Der Einzige, der sich in beiden Etablissements sehen lässt, bleibt Herr Kirschbaum. Er will Jacqueline heiraten - oder? Zwei Jungmünchner tauchen auf - doch es ist Benny, der alle(s) durcheinanderbringt. München ist eine Stadt, die gern von hinten
kommt.
München ist Hintergrund dieser Geschichte, die sich, aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, immer widersprüchlicher darstellt: Seit kurzem wohnt Erdmann (Mitte-Ende vierzig) in München. Er bedient in einer Kneipe, wo er gerade zwischen Stammgästen und "Zuagroasten", zwischen "Freiern" und "Strichern" zu vermitteln lernt. Er lebt im Kleinkrieg mit dem Kneipeninhaber und verliebt sich in einen polnischen Jungen. Parallel dazu lernt zwei Jungmünchner kennen, die er ins Stricherleben einführt und die dann eigene Wege gehen, was ihm zunehmend Sorge bereitet. Einer der Jungen, Benny, verschwindet und wird von Kneipengästen gesucht, ebenso von seiner Mutter, bis schließlich die Kripo zu ermitteln beginnt. Dialoge, die sich vordergründig um die Suche nach dem Verschwundenen drehen, stellen untergründig die eigene Lebensweise in Frage. Erinnerungen, die sich als Kneipenbesucher einstellen, bis in der Rückschau auf eine Straferziehung durch den Vater, die Musik der Rolling Stones und eine Beziehung im Armeemilieu, ziehen sich immer mehr in ein Knäuel zusammen. Ist es Benny, der plötzlich alles und alle durcheinanderbringt? Seit fünf Jahren steht Jacqueline (Mitte-Ende zwanzig) hinter einer Rezeption, wo sie vor allem Ruhe wünscht, obwohl das Hotel gerade auf "First class" getrimmt wird. Zumindest steht ihr Hochzeitstermin fest: in vier Tagen. In froher Erwartung aber gerät Jacqueline von einer Überraschung in die nächste. Sie will, doch will Herr Kirschbaum noch heiraten? Ihr Bräutigam hält sich plötzlich von ihr fern und ist in etwas verwickelt, das er nur zögernd offenbart: Er ist überfallen worden und offenbar hat ein Junge etwas damit zu tun hat, aber was? Für Jacqueline deutet sich lückenhaft eine Vorgeschichte ihres Bräutigams an. Um dahinterzukommen, macht sie sich schließlich dahin auf, wo sie die Lösung vermutet: in einer Schwulenkneipe.
Schöne Nacht noch erschienen im Lychatz Verlag
ISBN 978-3-942929-19-6