Das schwedische Multiinstrumentalisten-Duo Jenny Roos und Pär Hagström hat seine Debüt-CD "We Know Exactly Where We Are Going" mit einer Corona von Gastmusikern produziert. Bei ihrem Gastspiel in Horn´s Erben haben sie sich mit einem weiteren Multiplayer verstärkt. Das Duo spielt eine bunte Vielzahl an teilweise exotischen Instrumenten, verschiedene Keyboards, Gitarre, Perkussion. Sie haben ein altmodisches Bilderbuch mitgebracht und umblättern Seite für Seite vor dem staunenden Publikum. Das erste Bild nennt sich "Iron Train" und wird mit einem zarten Glockenspiel eingeleitet, Schlagzeug, E-Gitarre und andere Instrumente sowie die fast somnambule Stimme von Jenny Roos begleiten uns auf einer Zugfahrt durch
eine mystische Landschaft. "She´s A Ghost" öffnet den Vorhang für eine Vaudeville-Show mit Tom Waits als Gastsolisten. Spätestens hier merkt man, welchen Swing diese Musik hat. So vielfältig die gespielten Lieder sind, dieses Swingen kittet sie zusammen.
Verantwortlich dafür ist auch der Gastmusiker, der mit Bariton- und Tenorsaxophon, Klarinette und Bassklarinette als auch mit der Violine kräftigen Anteil daran hat. Die Farben der Bilder sind zumeist in Pastell gehalten. Folk, Klezmer, Blues, Gospel, Balkanklänge und Jazz prägen ihre Zusammensetzung. Sogar Titel, bei denen richtig rumgepoltert wird, haben einen nostalgischen, wehmütigen Unterton. Nichts aber klingt angestaubt.
So machen wir die Bekanntschaft mit einem alten Jahrmarkt - ein Tanzbär ist zu sehen, Seiltänzer, Jongleure, eine Tanzkapelle und allerlei buntes Volk. Nach einem Ausflug in die Everglades von Lousiana sitzen wir plötzlich in einer kargen protestantischen Kirche und feiern einen Trauergottesdienst.
Szenenwechsel - die Straßenschluchten New Yorks halten uns gefangen, der Verkehr umtost uns, eine Feuerwehr rast zu einer Brandstätte, die Hektik droht alles zu ersticken. Die Stimme von Pär Hagström wird mit einem Verzerrer-Mikrofon entrückt. Dann ein Zirkuszelt - Löwen, Artisten und der unvermeidliche Clown, dessen unterschwellige Traurigkeit zu spüren ist.
Und immer wieder sehen wir vermeintlich unberührte Orte, ein Hauch von innerer Unruhe aber will nicht weichen. Next Stop: Horizon ist ein musikalisches Solitär, wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Die Setlist: Iron Train; She´s A Ghost; Up In The Air; The Night The World Came<br />Down; Tiny Wings; Ship In A Bottle; Telekinesis; Reed Organ Song, Jesus Gonna Be Here; Wild Escape; Circus; One Of Those Nights; Mysterious Grace
Text und Fotos Dieter Lange für radio-mensch