Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine im Werk 2 Leipzig

1987 hatte das polnische Label Polton die geniale Idee, das 1980er Debütalbum "Fresh Fruits For Rotten Vegetable" der aus San Francisco stammenden Punkband Dead Kennedys als Lizenzpressung zu veröffentlichen. Über die wenigen polnischen Kultur- und Informationszentren sickerte dieses subversive, zynische und schwarzhumorige Werk in die eher biedere Rockszene der DDR ein und gehörte zu den wenigen Platten mit Punkrock, die dort offiziell erhältlich waren. 1986 trennten sich die Wege von Jello Biafra und den Dead Kennedys nach diversen inneren Konflikten. Der sich als Anarchist bekennende Jello Biafra startete danach eine Solokarriere, die u.a. Kollaborationen mit No Means No, Eugene Chadbourne
und den Melvins einschloss. Die aktuelle Tour mit seiner neuen Band Guantanamo School Of Medicine unter dem Motto "Fuck Austerity" zeigt, dass Jello Biafra seiner Tradition der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten treu geblieben ist.

Vor seinem heiß erwarteten Auftritt entert die Leipziger Punk Band Nasty Pack die Bühne der kleineren Halle D im Werk 2 stimmt das erwartungsvolle Publikum auf das Kommende ein. Ihr Gig ist ok, wer auf neue Aspekte der Musikgeschichte wartet, tut dies allerdings vergebens.

Und dann kommt das Unvermeidliche, nach kurzem Intro der Band, bestehend aus Ralph Spight (Guitar), Kimo Ball (Guitar), Andrew Weiss (Bass) und Paul Della Pelle (Drums) stürmt eine seltsame, mit nostalgischen Frack, Zylinder und Gehstock
ausstaffierte Gestalt die Bühne und beginnt den furiosen Tanz eines Derwischs, der zwar nur eine gute Stunde dauert, aber dafür umso intensiver ausfällt. Seine Fans, teilweise aus größeren Entfernungen angereist, wissen das mit ausgiebiger Bewegung zu würdigen. Ein nicht gerade zu beneidender Roadie ist kontinuierlich damit beschäftigen, einige besonders begeisterte Anhänger von der Bühne zu entfernen.

"White People And The Damage Done" lautet der Titel des aktuellen Albums der Band, auf dem die Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus und der daraus resultierenden Krisen einen breiten Raum einnimmt. Songs daraus machen den Großteil des Repertoires aus, " Werewolves Of Wall Street", "Hollywood Goof Disease" und das Titelstück "White People And The Damage Done" stehen dafür als Beleg.

Mittlerweile mussten Frack und Zylinder der Hitze ihren Tribut zollen und vom anfänglichen Outfit bleibt nur das Tour-Shirt übrig. "California über Alles" und "Holiday In Cambodia" als Covers der Dead Kennedys dürfen natürlich nicht fehlen, mit diesem, als abschließende Zugabe zum Elementarereignis gemachten Titel ist leider Schluss.

Dieter Lange füt radio-mensch
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